Eben waren die Straßen passierbar, der Schnee war bloß Geriesel, nicht der Rede wert, im Südwesten an der Grenze zu Luxemburg. Es ist der 9. Januar 2010.
Die Küche ist mehr recheckig als quadratisch, eine weiße hohe Flügeltür trennt den Raum vom dahinterliegenden Wintergarten ab. Leider zum Norden hin, der Sommer war kühl im Wintergarten. Da ist der Holzboden auch alt und verbraucht, kantig, rau und fleckig. Da kann man zum Rauchen sitzen. Auf dem weißen Kunststoff-Klappstuhl von IKEA , da liegt jetzt, da es ein harter Winter ist und die Diskussionen um Klimaerwärmung und den Klimagipfel selbst, noch gar nicht lange her, völlig lächerlich wirken lässt, ein Fell. Auch von Ikea.
Auf dem Küchentisch, weiß, rechteckig, stehen viel zu früh gelbe Tulpen in einer weißen Vase. Die Tulpen werden später einer Freundin geschenkt werden, die Geburtstag hat. Die Tulpen sind aus Holland. Und die Läden haben bald zu. Die Vase ist vom Flohmarkt, das Notebook ist aus Japan. Geöffnete Fenster: Outlook und Facebook. 21 Freunde, darunter ein Ex-Freund, die Chefin, und zwei Menschen, mit denen sie nur virtuell „befreundet“ ist, das heißt, dass sie sich im richtigen Leben noch nie hallo gesagt haben, sind online im Chat. Von den 465 Ex-Freunden bei wer-kennt-wen (da ist sie nicht mehr) wollte sie wirklich nur eine handvoll kennen müssen. Und von den 112 bei studi vz auch nur fünf. Da ist sie aber auch nicht mehr. Da musste sie sich zu häufig fremdschämen.
Sie weiß nicht wer oder was sie ist an diesem Tag im Januar.
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