Freitag, 21. Mai 2010

Die Facebook-Bibel.



































So, ab heute bin ich nicht mehr bei Facebook. Wer will findet mich hier.

Denn gegen Ende meiner Stalkerin-Facebook-Karriere hatte ich das Gefühl nicht mehr selbst über die Verfügung meiner Zeit zu bestimmen, sondern bestimmt zu werden. Ich habe nichts gegen Zeitverschwendung, hinter Zeitverschwendung könnte mein Name im Lexikon stehen. Aber das Gefühl, das ich seit "Wer-kennt-Wen" und "Studi-VZ" mit den sozialen Netzwerken im Internet verbinde ist nicht besonders erfrischend. Natürlich, und das möchte ich auch an dieser Stelle gar nicht abstreiten,  kann es unglaublich viel Spaß bereiten zu posten, zu kommentieren, zu chatten, oder gar zu flirten. Sich zu verabreden auf Pinnwänden, lustigen Gruppen beizutreten etc. Was mich überrascht hat, war wieoft das eigene Leben als rosarote Zuckerwattewelt vermarktet wurde mit Herzchen hier und Küssschen da. Untermalt mit einer bunten Bilderschar von Urlauben, Partys.... Hach!
Auch Veranstaltungseinladungen zu unglaulich hippen, angesagten Partys und Konzerten, der unglaublich attraktiven lokalen individuellen Indie-Szene zu bekommen, die sowieso nur noch exklusiv über das Facebook-Netzwerk agiert, schmeichelt. Oh ja. Es vermittelt dieses "Ich-gehöre-dazu-Gefühl" (Oder eben auch mal ein "Du-bist-heute-raus-Gefühl", da es das Konzert eines Ex-Freundes ist - das schmeichelt dann zwar weniger, wenn von 352 geladenen "Freunden", man selbst nicht dazu gehört. Aber coole, hippe, trendige Indie-Konzerte in abgeschrabbelten Indie-Lokalen, Proberäumen und Wg-Zimmern, mein Gott, ich bin alt, ich habe alles gesehen, Danke. Ich brauche es nicht, dennoch zeigt das System an dieser Stelle, wie kalt und hart das nette virtuelle soziale Netz  auf ein echtes, ein wirklich lebendiges Beziehungsgeflecht knallt - wobei dieses Thema dann doch durchaus einen eigenen Post Wert wäre.)
Zurück zum Thema: Das Gefühl, dass mich immer beunruhigt hat und hat zweifeln lassen an dieser Form von Kommunikation gerade bei Facebook ist ein sehr unspezifisches nicht selbstbestimmtes Gefühl von Kontrolle und Abhängigkeit. Und der Frendbestimmung meiner eigenen Zeit.  Und das sogar in zweierlei Hinsicht. Zum einen fühlte ich mich passiv kontrolliert, diktiert und abhängig von dem wirklich schrecklich vorgefertigten Schema (wo ist da bitteschön jede Form von Ästhetik?) und damit meine ich nicht nur, aber vor allem auch die höchst fragwürdigen Datenschutz und Privatsphäre-Einstellungen. (Denn wirklich gelöscht ist mein Account nun nicht - er ist  lediglich deaktiviert. Das bedeutet ich kann jederzeit mit meinem Passwort und meiner e-mail Adresse zurückkehren in die schöne, bunte, große Facebook-Gemeinde. Das heißt, dass meine Daten, Fotos und Freundeslisten immer noch irgendwo gespeichert sind.)
Andererseits, und dieses andererseits wiegt mindestens genauso schwer und spricht aber meine aktive Seite von Kontrolle an:  viel zu häufig am Tag hatte ich das dringende Bedürfnis Ereignisse und damit auch das Leben der Anderen verfolgen zu müssen. Ständig nachschauen was denn so passiert ist, wer wem was auf die Pinnwand schreibt, wer was postet... Am Ende war ich einfach nur unglaublich genervt.
Von dem Wettrennen um Aufmerksamkeit, Beliebtheit und einer möglichst überdimensionierten Anzahl an Freunden.
Wahrscheinlich ist es einfach Typsache und jeder geht anders damit um. Kann besser Prioritäten setzten.
Und leidet nicht an Prokrastination, so wie ich.
Ich für meinen Teil versuche es jetzt mal ohne Facebook. Zuückkehren geht ja ganz unproblematisch.
Der verlorene Sohn kehrte auch nach Hause in die offenen Arme seines Vaters zurück. So steht es in der Bibel.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

bin sooooo stolz auf dich!

Hayekka hat gesagt…

ein blogbeitrag, der mir aus dem Herzen spricht. ich bin noch mitglied in der facebook-gemeinde, aber sehe auch einige der angesprochenen punkte als sehr fragwürdig an. es lebe das leben außerhalb der virtualität!